Es sind 45 Jahre vergangen, seitdem The Residents ihr erstes Album veröffentlicht haben. Wenn Sie zurück blicken - worum ging es der Gruppe während all der Jahre vor allen Dingen?
The Residents verstehen sich selbst weit mehr als Künstler, denn als Musiker. Auf ihre Identität als Gruppe haben sie immer den größten Wert gelegt. An ihr haben sie während ihrer gesamten Karriere gearbeitet.
Die Masken, mit denen The Residents lange auftraten, und die großen Augäpfeln glichen, haben sie abgelegt. Was stellen die Masken dar, die sie nun auf der Bühne tragen? Welche Rollen spielen sie?
The Residents tragen nun die Masken von Ärzten, die im 16. und 17. Jahrhundert Seuchen bekämpften. Sie sehen aus wie Schnäbel von sehr großen Vögeln. Die Ärzte jeder Zeit wussten noch nichts von Sporen und Bakterien, aber sie hatten den Verdacht, dass Krankheiten übertragen wurden durch etwas in der Luft - sie sprachen von schlechter Luft oder von einem Miasma. Sie wollten mit ihren Vogelmasken das Miasma filtern.
Was erwartet das Reutlinger Publikum, wenn The Residents im franz. K auftreten? In der Show geht es um Träume. The Residents haben Songs zusammengestellt, die von Träumen handeln, träumerische Qualitäten besitzen, Traumbilder verwenden. Videosequenzen ergänzen diese Songs - sie zeigen Personen, die von ihren Träumen erzählen. Eine dieser Personen ist der frühere US-Präsident Richard Nixon, der davon träumt, ein Bluessänger zu sein. Mutter Teresa träumt davon, ein Zugunglück zu erleben. John Wayne träumt von einer Ballerina. All das ist irgendwie surreal, zugleich aber auch unterhaltsam.
Das jüngste Album der Residents heißt „Ghost of Hope“ und handelt ausschließlich von Zugunglücken.
Einer der Residents war immer schon besessen von Zügen. In der Gruppe wurde lange darüber diskutiert, aber das Thema ist sehr groß. Vor ein paar Jahren brachte jemand die Idee, sich auf Unglücksfälle zu konzentrieren. Das fand die Gruppe sehr interessant und begann also damit, zu recherchieren. Recherchen waren immer schon ein wichtiger Teil der künstlerischen Arbeit für die Residents. Sie entdeckten, dass die Eisenbahn im 19. und frühen 20. Jahrhundert in den USA eine stark vorherrschende Technologie war. Zur selben Zeit wurde es aber auch immer schwieriger, diese Technologie zu kontrollieren. The Residents traten einen Schritt zurück, betrachteten dieses Bild, und stellten fest, dass es hier große Parallelen gibt, zu unserer heutigen Situation.
The Residents haben eine Organisation gegründet, Cryptic Corporation. Sie, Homer Flynn, fungieren als ihr CEO. Worin bestehen ihre Aufgaben?
Ich war über all die Jahre hin verantwortlich für die grafische Gestaltung der Alben, habe die Cover entworfen, die Fotos der Gruppe angefertigt. Als The Residents sich weiter entwickelten, kam die Planung der Tourneen hinzu. Die Gruppe arbeitet derzeit an mehreren Filmprojekten, und sie wird eine Reihe von Shows in Museen spielen - das ist genügend Arbeit für mich.