(lacht) Ja, natürlich. Ich war davon so geschockt wie jeder andere. Ich sehe mich selbst als ein Teil des Problems, ebenso, wie die Leute auf der Rechten ein Teil des Problems sind. Ich verabscheue alles, für das Trump steht, ebenso wie seine Vorgänger Bush und Nixon. Aber ich bin kein Soziologe, ich bin Schriftsteller - dieses Pendeln zwischen Links und Rechts scheint unausweichlich, da die Menschen früher oder später immer unzufrieden sein werden, mit dieser Politik oder jener. Ich glaube aber, dass die Politik, die die USA nun betreibt, sich sehr destruktiv ist, auch dann, wenn sie uns nur in unseren Bemühungen um den Schutz der Umwelt zurückwerfen wird.
Sie leben in Kalifornien, das Mitte des 19. Jahrhunderts noch mexikanische Provinz war. Vor 22 Jahren haben Sie einen Roman veröffentlicht, „The Tortilla Curtain“, der das Verhältnis zwischen den USA und Mexiko behandelt - nun haben die USA einen Präsidenten, der verkündet: Wir werden eine Mauer bauen...
Weiße Amerikaner sind heute in Kalifornien eine Minderheit. Und ja, natürlich: Kalifornien befand sich zunächst in spanischer, dann in mexikanischer Hand. Das ist eine Tatsache, mit der wir leben müssen, und genau deshalb habe ich damals auch „The Tortilla Curtain“ geschrieben. Dieses Buch handelte von unserer Spezies, jenseits aller Grenzen, und davon, dass jeder von uns im Grunde ein Tier ist, das um sein Überleben kämpft und sich fortpflanzen möchte. Das ist der Sinn des Lebens: Sich fortzupflanzen und neues Leben zu erschaffen. Donald Trump ist eine Katastrophe - für unsere Freiheit, für die Umwelt, für das Erziehungswesen, für die Rechte der Frauen, für alles, woran ich glaube. Wenn es einen Hoffnungsschimmer gibt, dann, dass diese Situation zum Beginn einer neuen Gegenkultur führen könnte. Das nicht viel, sieht man, was dieser Mann in nur zweieinhalb Wochen angerichtet hat. Aber wenn wir an unsere Demokratie glauben und sie erhalten wollen, dann ist unsere einzige Option, zu bekämpfen, was ihr entgegen steht. Auf legale Weise: Durch Proteste, dadurch, dass wir wieder Demokraten in unsere Regierung wählen und dieses Ungeheuer und seine Vasallen in vier Jahren wieder loswerden. Es werden vier bittere Jahre - aber so ist es.
Sie glauben aber, dass die Situation sich zum Guten wenden und Donald Trump nach vier Jahren verschwinden wird?
Ich glaube nicht, dass irgendetwas besser wird. Aber wenn unser System funktioniert, das System, in dem wir aufgewachsen sind, dann werden wir sehen. Die Demokratie ist ein Wunder. Historisch wurden die meisten Länder stets von Banden regiert. Das ist auch heute noch so. Deshalb müssen wir für unsere Redefreiheit kämpfen, für die Freiheiten, die die Demokratie uns garantiert, und dafür, dass die Demokratie weiterhin besteht. Das bedeutet aber, dass wir das Ergebnis von Wahlen akzeptieren müssen - auch dann, wenn, wie in diesem Fall, der Falsche gewählt wurde.
„Die Terranauten“ endet mit einem rätselhaften Satz -
Linda Ryan steht vor dem Fenster und wartet auf ihre Freundin Dawn. Der letzte Satz lautet: „And Dawn never comes“. Dawn wird hier mit Großbuchstaben geschrieben, da es der Name einer Person ist. Aber man kann darunter auch das Heraufdämmern einer neuen Zeit verstehen, natürlich ist das auch metaphorisch gemeint. Der Leser soll sich fragen, was all das bedeutete, sich Gedanken machen, über die Geschehnisse, auch darüber, dass Linda ausgegrenzt wurde, sich von ihrer Freundin Dawn verraten fühlte. Alle Themen des Romans kommen in dieser letzten Zeile zusammen.
Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten, 9. Februar 2017 / Foto: T.C. Boyle im Wizemann, Stuttgart