Gedichte habe ich nicht veröffentlicht, obwohl ich viele Gedichte lese, aber es gibt zwei Bücher von mir, eines mit Kurzgeschichten, und einen Roman. Er wurde auch ins Deutsche übersetzt, er heißt: „I'll never get out of this World alive“.
Der Plot dieses Romans hört sich an, wie eine typische Southern-Gothic-Geschichte...
Ich begann einfach, zu schreiben. Ich hatte oft von einem Arzt gehört, der mit Hank Williams reiste und plötzlich verschwunden war, nach Hanks Tod. Im Buch hat der Mann seine Praxis verloren, er ist heroinsüchtig und finanziert seine Sucht, indem er Abtreibungen vornimmt. Zehn Jahre sind vergangen, seitdem er mit Hank umher reist, dann starb Hank. Und nun verfolgt er ihn: Hank Williams Geist ist eine Figur im Buch.
Das ist aber nicht autobiografisch? Sie werden nicht von Hank Williams' Geist heimgesucht?
Nein nicht wirklich. Obwohl das ja eigentlich auf jeden zutrifft, der tut, was ich tue.
Und wie sieht es aus mit dem Geist von Townes van Zandt?
Der ist in allem, was ich mache. Ich habe ein ganzes Album mit seinen Songs eingespielt. Er ist immer da. Ich habe meinen Sohn nach ihm benannt.
Viele Ihrer Songs sind von anderen Künstlern interpretiert worden. Welches ist ihre liebste Interpretation?
Wahrscheinlich ist sie von Emmy. Emmylou Harris' Version von „Goodbye“.
Einmal haben Sie auch mit Joan Baez gearbeitet...
Ich habe ihr letztes Album produziert, acht Jahre ist das nun her. Das war sehr gut! Es war das erste Album, das ich jemals produziert habe, bei dem alle Musiker, die auf ihm spielten, ein Autogramm wollten. Mit Joan Baez lässt sich hervorragend arbeiten. Sie wollte, dass das ein ganz besonderes Album werden sollte, sie setzte alles daran - und ich glaube, ein besonderes Album ist es auch geworden.
Was halten Sie von den Religionen?
Ich praktiziere keine Religion, obwohl ich an Gott glaube. Ich kenne keinen, der jemals LSD genommen hat, und nicht an Gott glaubt. Ich bin kein Christ, ich bin kein Buddhist, aber ich glaube an Gott.
Religion entwickelt heute aber wieder sehr negative Züge, auch in den USA. Ich denke zum Beispiel an George W. Bush.
Ich habe Menschen getroffen, denen ich glaube, dass sie mit ihrer Religion Gott erreichen wollen. Ich habe aber auch Menschen getroffen, sehr viele, die Religion auf eine Weise benutzen, die viel Übel anrichtet. Das hat nichts mit Religion zu tun. Wenn man Religion so auffasst, ist sie nichts anderes als Politik. Zwischen einem fundamentalistischen Christen und einem Nationalsozialisten gibt es keinen Unterschied. Und die fundamentalistischen Politiker, hier in den USA, praktizieren ihre Religion ja überhaupt nicht. Denen geht es nur darum Wählerstimmen zu bekommen.
Zurück zur Musik: Denken Sie schon an Ihr nächstes Album? Wie wird es klingen?
Ja... das wird das eine Country-Platte. Vielleicht wird es das Album, das ich 1986 unmittelbar nach „Guitar Town“ hätte machen können.
Stuttgarter Nachrichten, 5. November 2015