Thomas Morawitzky, Journalist
Motorpsycho sind bekannt dafür, ihre Setlisten häufig zu wechseln. Wie sieht das aus, bei der aktuellen Tournee?
Eine wichtige Rolle spielen unsere letzten Alben - „The Tower“, „The Crucible“ - aber viel hängt ab von unserer Stimmung. Manchmal beginnen wir mit fünf akustischen Songs, aber es entwickelt sich an jedem Abend in eine andere Richtung.
„The Crucible“ erschien mir etwas härter als einige der vorhergehenden Motorpsycho-Alben – und besonders erinnerte mich das Album an King Crimson, Mitte der 1970er Jahre. Das war beabsichtigt?
Absolut. Wir experimentieren mit verminderten Akkorden und Modalitäten des Tritonus, versuchen, das in unser Songwriting zu integrieren. Ich würde sagen: Robert Fripp hat uns ein paar neue Akkorde beigebracht.
Motorpsycho verwenden auf Ihren Alben oft viele unterschiedliche Instrumente. Mit welchen wird die Band in Reutlingen auftreten, wird es Gastmusiker geben?
Auf dieser Tour begleitet uns Raine Fiske, ein schwedischer Mellotron-Spieler. Fiske spielt auch Gitarre, er ist Mitglied der Band Dungen. Das Mellotron hat in unserer Musik immer wieder eine Rolle gespielt.
Ein „Crucible“ - Tiegel – das ist, frei Lexikon, ein keramischer oder metallischer Behälter, in dem Metalle oder andere Substanzen geschmolzen oder hohen Temperaturen ausgesetzt werden...
Der Album-Titel ist eine gute Metapher dafür, wie wir heute den musikalischen Einflüssen, mit denen wir bisher gearbeitet haben, eine neue Form geben. Natürlich kann man in diesem Bild auch anderes sehen – den Planeten Erde, politische Aspekte, da wir heute in einer chaotischen Zeit leben, in der viele Standpunkte zu zerfließen scheinen.
Reutlinger General Anzeiger, 29. Mai 2019